Ein großer Schwerpunkt der Abteilung ist die pneumologische Onkologie bzw. Thoraxonkologie. In Diagnostik und Therapien sind wir eine der modernsten und führenden Lungenkliniken in ganz Niedersachsen. Pro Jahr diagnostizieren und behandeln wir 700 Patientinnen und Patienten mit bösartigen Erkrankungen der Atemwege, allen voran Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) – davon sind 200 Primärdiagnosen.
Unserer Abteilung steht eine moderne Endoskopieeinheit zur Verfügung. Wir führen jährlich ca. 2.000 endoskopische Eingriffe an den Atemwegen durch. Die Bronchoskopie wird in flexibler und starrer Technik durchgeführt, letztere in Vollnarkose. Ein Punktionsendoskop – mit eingebauter Ultraschallsonde (Endobronchialer Ultraschall: EBUS) – erlaubt es, Tumore im Raum zwischen den Lungen (Mediastinum) einschließlich der dortigen Lymphknoten präzise abzuklären. Ansammlungen von Flüssigkeiten im Rippenfell, sogenannte Pleuraergüsse, werden mittels moderner flexibler und starrer Thorakoskopie (Spiegelung der Brusthöhle) untersucht, entlastet und anschließend ggf. verklebt (Pleurodese).
Als eine der wenigen Kliniken der Bundesrepublik sind wir mit einer modernen Navigationsbronchoskopieeinheit ausgestattet. Das Problem der traditionellen Bronchoskopie („Lungenspiegelung“) ist grundsätzlich, dass kleine oder in Randbereichen der Lunge liegende Läsionen nicht erreicht werden können. Als Läsion bezeichnet man Veränderungen der Lunge, deren Ursache noch nicht bekannt ist, die aber möglicherweise ein bösartiger Tumor sein können. So müssen sich Patientinnen und Patienten oft mehreren Prozeduren oder gar chirurgischen Eingriffen zur Diagnosefindung unterziehen.
In der Abteilung Pneumologie des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende gibt es seit 2019 mit der elektromagnetischen Navigationsbronchoskopie (ENB) ein neues hochmodernes Verfahren, das eine minimalinvasive Methode für den Zugang zu schwer erreichbaren Bereichen der Lunge bietet. Das ENB-Verfahren stellt eine Erweiterung der Möglichkeiten dar, die Lungentumore in bisher schwer erreichbaren Regionen präziser zu diagnostizieren. So kann zum Teil auf ergänzende, noch invasivere und aufwändigere Methoden verzichtet werden kann. Das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende ist in einem Umkreis von weit über 100 Kilometern die bislang einzige Klinik, die die elektromagnetische Navigationsbronchoskopie anwendet.
Ein häufiges Problem der traditionellen Bronchoskopie (Lungenspiegelung) ist, dass in rund 65 Prozent der Fälle Tumore in den Randbereichen der Lunge nicht erreicht werden, weil die weit verzweigten Atemwege für die Geräte aufgrund des geringen Durchmessers nicht zugängig sind. Daher werden oft weitere diagnostische Maßnahmen (perthorakale Nadelbiopsie oder die chirurgische Freilegung des Tumors) erforderlich. Das ist jedoch mit potentiellen Komplikationen – Lungenriss, Bluthusten, Schmerzen – verbunden. Hier liegt einer der Vorteile des neuen Verfahrens: Man gelangt an schwer erreichbare Lungenbereiche und kann mit hoher Präzision meist eine exakte Diagnose in einem sehr frühen Stadium stellen. Denn im Anfangsstadium zeigt Lungenkrebs kaum oder gar keine Symptome. Daher wird die Erkrankung bei einem Großteil der Patientinnen und Patienten erst im späteren Stadium diagnostiziert.
Mit starrer Bronchoskopie behandeln wir zentrale Tumoren und Atemwegsverengungen (Stenosen). Hierfür setzen wir u.a. ein Laserendoskop ein. Ferner können selbstentfaltende Atemwegsprothesen (Stents) implantiert werden, um die Atemwege zu schienen. In Kooperation mit der Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Göttingen führen wir endobronchiale Bestrahlungen (Brachytherapie) gewebeschonend durch. Die Behandlung des Lungenkrebses geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center der Universitätsmedizin Göttingen in einer interdisziplinären Thoraxkonferenz. Hier nehmen auch die Abteilungen Strahlentherapie und Radioonkologie, Hämatologie/Onkologie, Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und Diagnostische Radiologie der Universitätsmedizin Göttingen teil. Die systemische Chemotherapie erfolgt dabei nach Leitlinien und im Rahmen von internationalen Studienprotokollen.Die Röntgeneinrichtung hat eine moderne digitale Bildverarbeitung, die strahlenschonende Durchleuchtungen und Schichtaufnahmen der Lunge sowie eine Darstellung der Bronchien möglich macht. Die Schnittbilddiagnostik, also Computer- und Kernspintomographie, wird mit der hauseigenen Abteilung Klinische Radiologie und der Radiologischen Gemeinschaftspraxis durchgeführt.
Ultraschalluntersuchungen des Brustkorbs (Thoraxsonographie) einschließlich Herzultraschall (Echokardiographie) führen wir routinemäßig in unserer Abteilung durch. Herz und Lunge liegen nahe beieinander. Störungen des einen Organs erzeugen Probleme des anderen, sodass immer im Sinne einer ganzheitlichen Untersuchung beide abgeklärt werden. Die Abteilung Pneumologie hat neben der Echokardiographie einen Rechtsherzkatheterplatz. Dort können die invasive Diagnostik des rechten Herzens, Langzeitblutdruck- und Langzeit-EKG-Messungen gemacht werden.
Drei Lungenfunktionseinrichtungen dienen dazu, die kleine (Spirometrie) und große Lungenfunktion (Bodyplethysmographie) zu begleiten. Die Funktionsdiagnostik geschieht in Ruhe und unter Belastung (Spiroergometrie), letztere mit Bestimmung der Sauerstoffaufnahme. Ansonsten kann Blut aus dem Ohrläppchen entnommen werden, um Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt des Blutes zu bestimmten (Blutgasanalyse). Dies ermöglicht zusammen mit dem Atemmuskelfunktionslabor die komplette Diagnostik von Patientinnen und Patienten mit Luftnot oder anderen Atembeschwerden wie anhaltend quälendem Husten. Unser Atemmuskelfunktionslabor ist eines der wenigen der gesamten Bunderepublik mit einer bilateral anterioren Phrenicusstimulationsmessung zur mitarbeitsunabhängigen Messung der Zwerchfellkraft.
Wir haben ein modernes allergologisches Labor zur Diagnostik allergischer Erkrankungen – speziell allergiebedingter Probleme der Atemwege. Die angeschlossene niedersächsische Pollenfalle sammelt außerdem täglich die anfallenden Pollen und typisiert sie, um über die Medien Auskunft geben zu können.
Bei allergischen Erkrankungen sind Tests in einer Provokationskammer möglich. Das Allergielabor führt alle heute üblichen allergologischen Untersuchungen durch. Damit ist es ein weiterer Schwerpunkt für die Diagnose und Therapie umwelt- und berufsbedingter Lungenerkrankungen.