Liebe Patientin, lieber Patient

Auch wenn wir primär für geriatrische Patientinnen und Patienten zuständig sind, betreuen wir die Betroffenen aller hauseigenen Abteilungen – am Standort Weende und Neu-Mariahilf. Ein besonderer Schwerpunkt unserer täglichen Arbeit sind Patientinnen und Patienten mit Trachealkanülen – aufgrund von Langzeitbeatmung oder schwersten Schluckstörungen. Ziel unserer Behandlung: das „Abtrainieren“ dieser Kanüle, sodass die Betroffenen wieder eigenständig und sicher atmen, essen und trinken können. Wegen der Häufigkeit, mit der wir diese Patientinnen und Patienten in der pneumologischen Abteilung und auf Intensivstation betreuen, sind wir Expertinnen und Experten in der Behandlung von Schluckstörungen (Dysphagie) und der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Trachealkanülen. Damit heben wir uns vom Angebot der ambulanten Therapiemöglichkeiten im Umkreis ab.

 

Ein weiterer Teil unserer logopädischen Arbeit ist es, die Angehörigen unserer Patientinnen und Patienten aufzuklären und zu betreuen. Denn nicht nur für die Patienten bzw. den Patienten selbst ist es eine große Umstellung, wenn sie bzw. er plötzlich nicht mehr sprechen kann. Oder wenn die Nahrung aufgrund einer Schluckstörung umgestellt werden muss. Um Patientinnen und Patienten im Alltag bestmöglich zu unterstützen, stehen wir den Familienangehörigen während des gesamten stationären Aufenthalts und darüber hinaus beratend zur Seite.

 

Lernen Sie auf den folgenden Seiten unsere Arbeit ausführlich kennen.

 

Herzliche Grüße

Franziska Bartlau und Julia Löchel (Logopädinnen)

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Behandlungsspektrum und Qualifikation

Wir therapieren in unserem Fachbereich Patienten mit Sprech-, Sprach-, Stimm- und Schluckstörungen. Sprechstörungen haben eine motorische Ursache. Die Betroffenen finden gedanklich die richtigen Worte aber können sie nicht fehlerfrei artikulieren. Zu Sprachstörungen zählt alles, was mit Sprache in Verbindung steht. Dazu gehören das Sprachverständnis, die Wortfindung und Wortgenerierung, aber auch das Schreiben und Lesen. Der Hintergrund ist neurologisch. Die Verarbeitung der Sprache ist also geschädigt. Eine Stimmstörung hingegen hat meist eine organische Ursache. So ist beispielsweise das Organ zur Stimmgebung in Mitleidenschaft gezogen oder zerstört. Bei einer Schluckstörung ist die Patientin bzw. der Patient nicht in der Lage, ihr bzw. sein Essen oder Trinken so zu sich zu nehmen, dass es nicht in die Atemwege gelangt.

 

All diese Störungen entstehen aufgrund verschiedener Erkrankungen oder Ereignisse. Durch einen Schlaganfall können z.B. Sprache und Sprechen, also die Artikulation, sowie das Schlucken deutlich beeinträchtigt sein. Auch bei Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz treten die Störungen häufig auf. Patientinnen und Patienten, die eine Trachealkanüle zur Beatmung benötigen, haben oft wegen der Kanüle schwere Schluckstörungen. Stimmstörungen dagegen können nach Operationen auftreten, wenn intubiert werden musste und die Stimmbänder dadurch beschädigt wurden. Gleichzeitig gibt es im Rahmen der zunehmenden Demenzerkrankungen im Allgemeinen immer häufiger Patientinnen und Patienten mit Kommunikationsstörungen. Oft ist es eine Kombination verschiedener Ursachen, die besonders Patientinnen und Patienten im Alter – ab 70 Jahren – betreffen:

  • Demenz
  • fehlende Zähne
  • Schluckstörungen aufgrund altersbedingter Erscheinungen oder Erkrankungen
  • ein Besuch auf der Intensivstation
  • eine Trachealkanüle

 

Mit einer individuell abgestimmten Therapie behandeln wir diese Defizite hochfrequent, um der Patientin bzw. dem Patienten zu helfen, sich wieder so gut wie möglich in seinem alltäglichen Leben zurechtzufinden.

Diagnostische Möglichkeiten

Viele Patientinnen und Patienten werden uns aufgrund von Beobachtungen der zuständigen Fachbereiche, wie zum Beispiel der Pflege, angemeldet. Das ist besonders dann der Fall, wenn sich die Betroffenen beim Trinken häufig verschlucken oder im Aufnahmegespräch u.a. Wortfindungsstörungen zeigen oder heiser sind. Wir diagnostizieren daraufhin das Ausmaß der Störung. Zum Teil kommen die Patientinnen und Patienten aber auch aus einem anderen Krankenhaus und haben in ihrer Diagnoseliste schon die entsprechende Störung aufgeführt. Ist dies nicht der Fall, stehen uns verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, um einen Befund zu stellen.

 

Für die Schluckdiagnostik nutzen wir, neben der normalen Diagnostik, die sogenannte flexible endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES). Dazu führen wir in Zusammenarbeit mit einer Ärztin oder einem Arzt eine bronchoskopische Untersuchung durch, bei der die Patientin bzw. der Patient unter Bildgebung verschiedene Konsistenzen zu sich nimmt. Auch Breischluckuntersuchungen wenden wir an, bei denen die Patientin bzw. der Patient Kontrastmittel schluckt, während Röntgenaufnahmen vom Kehlkopf, der Speiseröhre und dem Magenübergang angefertigt werden.

 

Bei Sprachstörungen nutzen wir als Leitwerk die sogenannte Aphasie-Checkliste (ACL). Mit dieser Schnelldiagnostik überprüfen wir die gesamte Sprache. Ein Standardwerk zur Diagnostik ist der sogenannte Aachener Aphasie Test (AAT), eine große Testbatterie. Wir arbeiten hauptsächlich mit der Kurzdiagnostik (ACL), greifen aber auch auf dieses Werk zurück.

Therapeutische Möglichkeiten

Wir bieten patienten- und zielorientierte Therapieansätze für jede Störung an, immer individuell angepasst an die Patientin bzw. den Patienten und die Symptome. Wir arbeiten mit den Betroffenen in Einzeltherapie. Bedeutet: Je nach Störungsbild sitzen wir neben der Patientin bzw. dem Patienten oder ihr bzw. ihm gegenüber – am Tisch, im Bett oder im Aufenthaltsraum, abhängig von ihren bzw. seinen Kapazitäten.

 

Für die verschiedenen Therapieansätze greifen wir auf diverse Materialien zurück. Für die Kommunikationstherapie nutzen wir zum einen standardisiertes Therapiematerial. Für eine abwechslungsreiche Therapie greifen wir aber auch mal auf bekannte Spiele, wie zum Beispiel Memory, zurück. So können wir individuell auf unsere Patientinnen und Patienten eingehen. Zusätzlich zur eigentlichen Therapie versorgen wir Sie, sowohl für die Zeit des Aufenthaltes als auch für die erste Zeit zu Hause, mit Material um in Übung zu bleiben, bis die Therapie ambulant fortgesetzt werden kann.

 

Die Länge der Therapie ist abhängig vom Schweregrad und der Ausprägung des Störungsbildes. Sie kann sich über den gesamten stationären Aufenthalt erstrecken oder schon nach wenigen Einheiten beendet werden. In vielen Fällen sind wir fünf Mal die Woche und mehrere Wochen in Folge bei den Patientinnen und Patienten, weil wir sie schon seit der Behandlung auf der Intensivstation begleiten. Im Durchschnitt betreuen wir 15 bis 20 Patientinnen und Patienten aller Stationen täglich. Je nach Verlauf schließen wir die jeweilige Therapie vor der Entlassung ab. Ist dies aufgrund der Schwere der Störung nicht möglich, empfehlen wir eine ambulante Therapie im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt. Um diese zu bahnen, binden wir die Angehörigen mit ein und beraten sie.

Kontakt

Logopädie

Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende GmbH
An der Lutter 24
37075 Göttingen

 

Unsere Logopädinnen