Liebe Patientin, lieber Patient

herzlich willkommen in unserem Wirbelsäulenzentrum. In den letzten Jahren hat sich der Anteil rückenkranker Patientinnen und Patienten erhöht. Nicht umsonst werden Rückenerkrankungen als orthopädische Volkskrankheit Nummer eins in allen Statistiken genannt. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt außerdem an, während ein hoher Anspruch an Mobilität und Leistungsfähigkeit bestehen bleibt. Aber nicht nur ältere Patientinnen und Patienten sind betroffen. In letzter Zeit erhöht sich auch die Anzahl der Jüngeren mit Wirbelsäulenproblemen. Wir reagieren auf diesen wachsenden Behandlungsbedarf und nehmen die Herausforderungen mit unserem leistungsstarken Wirbelsäulenzentrum an. Pro Jahr behandeln wir hier etwa 2.000 ambulante und 1.500 stationäre Patientinnen und Patienten.

 

Unsere Behandlungsschwerpunkte sind die gesamte konservative und operative Therapie sämtlicher Wirbelsäulenerkrankungen, einschließlich der interventionellen Schmerztherapie, mikrochirurgischen und minimalinvasiven Wirbelsäulentherapie.

 

Das Behandlungsspektrum unseres Zentrums ist vielfältig: von Bandscheibenvorfällen über Verengungen des Spinalkanals bis hin zu Versteifungen und Korrekturen von Fehlstellungen der Wirbelsäule. Heute können wir vieles davon mit minimalinvasiver Operationstechnik operieren.

 

Lernen Sie auf den folgenden Seiten unser Team und das Behandlungsspektrum ausführlich kennen.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Sebastian Hoppe

Zentrumsleiter

Dr.
Sebastian Hoppe

Leistungsspektrum und Qualifikation

In unserem Wirbelsäulenzentrum behandeln wir alle Wirbelsäulenerkrankungen sowohl der Hals-, Brust- als auch der Lendenwirbelsäule. Die häufigsten Erkrankungen der Wirbelsäule sind verschleißbedingt (degenerativ). Hier sind insbesondere Bandscheibenvorfälle der Hals- und Lendenwirbelsäule, Engen des Rückenmarkkanals (Spinalkanalstenose), Arthrosen der Wirbelgelenke (Spondylarthrosen), Instabilitäten oder Wirbelgleiten zu nennen. Ebenfalls häufig sind durch Unfälle oder Osteoporose bedingte Wirbelfrakturen. Seltener sind rheumatische Erkrankungen, Infektionen oder Entzündungen an der Wirbelsäule. Ein Anstieg wird auch bei tumorbedingte Erkrankungen an der Wirbelsäule beobachtet.

 

Oft ist eine konservative Therapie ohne Operation möglich. Hier kommen physiotherapeutische Maßnahmen, Schmerzmedikamente oder wirbelsäulennahe Infiltrationen zum Einsatz. Erst nach Ausschöpfen sämtlicher konservativer Therapiemethoden kann eine operative Behandlung notwendig werden. Die Operation wird durch einen orthopädischen oder neurochirurgischen Wirbelsäulenchirurgen durchgeführt. Es kommen modernste mikrochirurgische und minimal-invasive Methoden zur Anwendung. Um eine maximale Patientensicherheit zu gewährleisten, nutzen wir modernste Technik wie OP-Mikroskop, intraoperative Durchleuchtung, CT gesteuerte Navigation oder intraoperative Messung der Nervenströme (Neuromonitoring).

 

Etwa 10-15 minimalinvasive Wirbelsäuleneingriffe führen wir in der Woche durch. Orthopädisch rekonstruktive Eingriffe erfolgen etwa 10-mal pro Woche – mit steigender Tendenz. So ist die rekonstruktive Chirurgie von verschleißbedingten Erkrankungen an der Wirbelsäule in den letzten Jahren angestiegen, denn durch die demografischen Veränderungen betreuen wir mehr ältere Patienten.

Radiologisch gesteuerte Wirbelsäuleninfiltrationen

Radiologisch gesteuerte wirbelsäulennahe Infiltrationen sind eine minimalinvasive Methode, um mögliche Schmerzauslöser an der Wirbelsäule auszuschalten. Das passiert mit Hilfe einer gezielten Injektion von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten. Der Schmerzauslöser lässt sich so oft identifizieren und wir erreichen eine nachhaltige Schmerzreduktion.

 

Computertomografie (CT) oder Röntgendurchleuchtung stellen sicher, dass die Medikamente zielgenau angewendet werden. Bei richtiger Indikationsstellung spüren Patientinnen und Patienten teilweise schon nach der ersten Behandlung deutlich weniger Beschwerden. Oft ist es aber erforderlich, das Verfahren im Abstand von einigen Wochen zu wiederholen, bevor eine endgültige Beschwerdefreiheit eintritt. Bei neurologischen Ausfällen ist diese Methode allerdings kein Ersatz für eine operative Entlastung der geschädigten Nerven.

Mikrochirurgie

Die Mikrochirurgie nutzt spezielle Operationsmikroskope und Mikroinstrumente. Die Ärztin bzw. der Arzt kann so während der Operation unter deutlicher Vergrößerung mit besonderer Belichtung dreidimensional sehen. Strukturen, die unter einer gewöhnlichen Lichtquelle nahezu unsichtbar sind, können dadurch erkannt und geschont werden. Der wichtigste Vorteil der Mikrochirurgie sind die deutlich kleineren Schnitte. Ihretwegen ist es nicht mehr notwendig, die Rückenmuskulatur vom Knochen abzulösen. Das geringere Trauma führt für die Patientin bzw. den Patienten nach einem Eingriff zu weniger Schmerzen. Kleinere Schnitte lassen sich besser vernähen, die Vernarbung ist gleichmäßiger und geringer, das kosmetische Ergebnis deutlich besser und angenehmer. Da die Nähte unter der Haut angefertigt werden, müssen sie nicht mehr gezogen werden. Der Körper baut sie ab (resorbiert sie).

 

Die Mikrochirurgie trägt aufgrund des muskelschonenden Vorgehens auch dazu bei, der Patientin bzw. dem Patienten nach einem Eingriff die Chance auf ein effektives Training zu geben, was wiederum Folge-erkrankungen vorbeugt.

 

Gerade für älteren Patientinnen und Patienten ist eine schnellere Mobilisation – das Aufstehen aus dem Bett und das Laufen – nach einer Rückenoperation wichtig. Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus wird somit reduziert. Langfristig werden chronische Schmerzen vermieden, die bei einem großen offenen Zugang in der Mitte des Rückens mitverursacht werden können.

Endoskopische Facettendenervierung

Das Facettensyndrom ist eine Erkrankung der kleinen Gelenke zwischen den Wirbeln – rechts und links des Dornfortsatzes. Durch Bandscheibenverschleiß oder Wirbelgleiten werden die kleinen Wirbelgelenke fehlbelastet und nutzen sich ab. Neben Bandscheibenschäden ist dies eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen.

 

Die endoskopische Facettendenervierung ist eine minimalinvasive Methode. Über einen punktförmigen kleinen Hautschnitt führen wir das Endoskop an die Facettengelenke heran. So kann sich die Operateurin bzw. der Operateur einen Überblick über die Ursachen verschaffen und die Therapie durchführen.

 

Bei einer Denervierung werden gezielt nur die Nervenfasern blockiert, die die Schmerzen weiterleiten. In der Regel spüren die Patientinnen und Patienten direkt nach diesem Eingriff eine deutliche Erleichterung ihrer Beschwerden. Teilweise sind sie sogar komplett schmerzfrei. Der endoskopische Eingriff ist schonend und kann jederzeit wiederholt werden, falls Nervenfasern nachwachsen.

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule

Die Bandscheibe

Grundsätzlich ist ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) von einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) zu unterscheiden. Jede Bandscheibe besteht aus zwei Anteilen: dem äußeren Faserring und dem inneren Gallertkern. Der Faserring sorgt für die räumliche Stabilität der Bandscheibe. Der stark wasserhaltige Gallertkern hat eine Puffer- und Bewegungsfunktion. Ragt die Bandscheibe über ihre natürlichen Grenzen heraus und ist plattgedrückt, spricht man von der Bandscheibenvorwölbung. Hat sich dagegen der Gallertkern durch einen Riss im Faserring herausgeschoben, spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Vorgefallenes Bandscheibengewebe kann auf Nerven drücken und erhebliche Beschwerden verursachen.

 

Anatomische Verhältnisse der Halswirbelsäule

Im Gegensatz zu den Bandscheiben der Lendenwirbelsäule (LWS) haben die der Halswirbelsäule (HWS) weniger eine Puffer- als eine Bewegungsfunktion. Der Bewegungsumfang der Halswirbelsäule ist nämlich deutlich größer als an der Brust- oder Lendenwirbelsäule.

 

Symptome

Ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen:

  • Schmerzen im Nacken
  • Ausstrahlungen in die Schulter, Arme und Finger oder sogar zwischen die Schulterblätter
  • Taubheit
  • Kribbeln
  • Kraftlosigkeit
  • dumpfe, brennende Schmerzen

 

Abklärung

Grundlage, um einen Bandscheibenvorfall nachzuweisen, ist die Befragung und klinische Untersuchung des Patienten. Ein Bandscheibenvorfall wird sicher durch ein CT, besser noch ein MRT exakt nachgewiesen.

 

Therapieoptionen

Abhängig vom Krankheitsbild kann in den meisten Fällen zu einem konservativen Vorgehen geraten werden. Dieses setzt sich klassischerweise aus Bewegung, Physiotherapie und Schmerzmedikation zusammen. Da im Gegensatz zur Lendenwirbelsäule an der Halswirbelsäule auch das Rückenmark geschädigt werden kann, ist eine sorgfältige Abklärung notwendig. Um einer eventuellen dauerhaften Schädigung von Nerven oder Rückenmark (Myelopathie) entgegenzuwirken, kann in einigen Fällen auch eine Operation erforderlich sein.

Die Bandscheibenprothese an der Halswirbelsäule

Die Bandscheibenprothese an der Halswirbelsäule

Die Bandscheibenprothese ist eine neuere Entwicklung in der Wirbelsäulenchirurgie. Der Aufbau dieser Prothesen ist dem natürlichen Aufbau der gesunden Bandscheibe nachempfunden. So enthält auch die Prothese einen inneren weichen Kern, der von einem festen Netz umgeben wird. Eine Prothese kann damit die natürliche Funktion der Bandscheibe ersetzen.

 

Vorteile

Der Vorteil der Bandscheibenprothese besteht darin, die Bewegungs- und Pufferfunktion des betroffenen Segmentes zu gewährleisten. Beim klassischen Vorgehen kommt es zwangsläufig zur Versteifung des Segmentes, nachdem ein festes, unbewegliches Implantat eingebaut wurde. Das kann durchaus erwünscht sein. Mit der Prothese bleibt dagegen eine gewisse Beweglichkeit erhalten. Dies kann vor einer Anschlussdegeneration schützen. Gemeint ist der frühzeitige Verschleiß einer Bandscheibe ober- oder meist unterhalb des operierten Segmentes durch eine erhöhte Bewegungsbelastung.

Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfälle an der Lendenwirbelsäule kommen am häufigsten zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein sowie zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel vor.

 

Symptome

Bandscheibenvorfälle sind in den meisten Fällen durch akute, starke Schmerzen bemerkbar. Dabei kann sich der Schmerz auf den Rücken beschränken. In den meisten Fällen strahlen sie aber in Gesäß, Beine oder sogar Füße aus. Der Schmerz ist häufig einseitig. Weitere Symptome können Brennen, Stechen, Ziehen, Kribbeln oder Taubheit sein. In seltenen, besonders schweren Fällen können Lähmungen in den Beinen auftreten oder die Blasen- und Mastdarmfunktion gestört sein.

Mikrochirurgische Bandscheibenoperationen und Spinalkanalerweiterungen

In den meisten Fällen lassen sich Rückenschmerzen infolge eines Bandscheibenvorfalls oder einer Spinalkanalstenose konservativ behandeln, also mit Krankengymnastik, Medikamenten oder gezielten wirbelsäulennahen Injektionen. Teilweise liegt den Schmerzen aber ein mechanisches Problem zugrunde: eine Nervenquetschung durch vorgefallene Bandscheibenteile oder ein eingeengter Spinalkanal. Sie können – neben Schmerzen – zu Funktionsstörungen der Nerven führen, inklusive Lähmungen oder Beeinträchtigung der Blasen- und Mastdarmfunktion. Hier kann eine konservative Behandlung nicht ausreichend sein und ein operativer Eingriff wird notwendig.

 

Diese Operation ist minimalinvasiv. Unter Röntgenkontrolle wird der Eintrittspunkt genau festgelegt. Über einen kleinen Hautschnitt von etwa zwei bis drei Zentimeter schaffen wir eine Fensterung über der gequetschten Nervenwurzel. Das vorgefallene, störende Bandscheibengewebe wird unter mikroskopischer Sicht mit feinen Mikroinstrumenten entfernt oder der verengte Spinalkanal wird erweitert. Die Nerven werden so von ihrem Druck befreit und können sich wieder erholen.

Die Fusion

Liegt an der Wirbelsäule eine Instabilität der Wirbelköper untereinander vor, kann eine mechanische Stabilisierung durch Schrauben und Stäbe sinnvoll sein.

 

Ursachen

Die Ursachen für Instabilitäten der Wirbelsäule können sehr unterschiedlich sein. In einigen Fällen führen sie zu Wirbelgleiten (Spondylolisthesis). Dabei unterscheidet man das echte (Spondylolisthesis vera) vom erworbenen (Pseudospondylolisthesis) Wirbelgleiten.

 

Dem echten Wirbelgleiten geht eine nicht vollständige Ausbildung der Verknöcherungszonen der Wirbelsäule in der Embryonalentwicklung voraus.

 

Das erworbene Wirbelgleiten kann viele Gründe haben, wie etwa Bandscheibenverschleiß verbunden mit Höhenabnahme des Bandscheibenfaches. Hinzu kommen arthrotische und rheumatische Prozesse an den Wirbelgelenken (Facettengelenken). Auch schlecht ausgebildete oder zu stark trainierte Muskulatur spielt eine wichtige Rolle. Weiterhin können vorhergehende Wirbelsäulenoperationen Instabilitäten verursachen.

 

In der modernen Wirbelsäulenchirurgie hat man erkannt, dass die größtmögliche Schonung des gesunden Gewebes dem Wirbelgleiten vorbeugt. Doch auch ohne manifestes Wirbelgleiten können Mikroinstabilitäten zu dauerhaften Schmerzen führen.

 

Abklärung

Die Abklärung basiert auf dem Patientengespräch und der körperlichen Untersuchung. Erhärtet sich der Verdacht auf Wirbelgleiten, können Funktionsaufnahmen der Wirbelsäule im CT oder MRT die Diagnose sichern und unsere Behandlungsplanung einleiten.

 

Therapieoptionen

Um Instabilitäten auszugleichen ist es sinnvoll die Muskulatur des Rückens und des Stützkorsetts gezielt zu kräftigen. Dafür ist das Training mit Gewichten an Geräten unter professioneller Anleitung nötig. Die Effekte eines solchen Trainings können eine Operation für viele Jahre verschieben oder sogar verhindern. Sollte dieses Training nicht mehr ausreichen oder ist die Instabilität weiter fortgeschritten, ist eine Fusion des Segmentes sinnvoll.

 

Operation

Ziel der Operation ist es einerseits, das betroffene Segment zu stabilisieren und die Wirbelsäulenfehlstellung, wenn notwendig, zu korrigieren. Andererseits sollen eingeengte Nerven von störenden Bändern oder überstehende knöcherne Strukturen befreit werden.

 

Zur Stabilisierung werden Schrauben in die betroffenen Wirbelkörper über die Pedikel (Teil vom Wirbel) implantiert. Die Schrauben werden mit Stäben fest verbunden. Danach entlasten wir den Rückenmarkkanals (Spinalkanals) von störendem Gewebe und räumen das Bandscheibenfach. Die Bandscheibe kann entfernt werden, da sie bei Instabilitäten schon nach kurzer Zeit nicht mehr funktioniert. Wir ersetzen sie durch einen Platzhalter.

 

Diese Platzhalter können während der gleichen Operation ohne „Extraschnitt“ eingebracht werden. Wird der Platzhalter von einer Seite eingebracht, spricht man von TLIF (transforaminal lumbar interbody fusion). Werden zwei Platzhalter (sog. Cages) von links und rechts eingebracht, spricht man vom PLIF (posterior lumbar interbody fusion). Langfristiges Ziel ist eine dauerhafte Stabilisierung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts in optimaler Position unter Beseitigung sämtlicher Nervenkompressionen.

 

Nachsorge

Nach einer Fusion ist es wichtig, dass die Implantate gut einheilen können. Es dürfen keine Lockerungen entstehen und der Bandscheibenraum muss durchknöchert werden: das Ziel der rigiden Fusion. Deshalb dürfen sich die Patientin bzw. der Patient körperlich nicht überanstrengen. Weder eine intensive physiotherapeutische Behandlung noch eine Reha-Maßnahme sind in dieser Phase sinnvoll und würden den Operationserfolg möglicherweise schmälern.

 

Zurückhaltende Belastung meint die Gewichtsbelastung auf die Wirbelsäule. Schweres Heben und Tragen müssen vermieden werden. Alle weiteren Bewegungsumfänge – kleinere Arbeiten, Laufen und Gehen – werden nicht eingeschränkt und sollten daher weiterhin und sogar vermehrt nachgegangen werden. Nach zwei bis drei Monaten kann man die Belastung wieder dem voroperativen Niveau anpassen. Unter Umständen kann eine Patientin bzw. ein Patient ihre bzw. seine individuelle Kraft gegenüber seiner Ausgangslage sogar steigern – durch Kräftigungstherapien in diesem späteren Zeitraum.

OLIF/ALIF

OLIF (oblique lumbal interbody fusion) und ALIF (anterior lumbar interbody fusion) sind spezielle Operationstechniken, bei denen ein Platzhalter vom Bauch aus in das Bandscheibenfach der Lendenwirbelsäule eingesetzt wird. Bei Patientinnen und Patienten mit Beschwerden wegen einer ausgeprägten Gleitwirbelproblematik kann dieses Operationsverfahren angewandt werden. Ebenso zielführend ist es bei mehrfachen Voroperationen mit Implantaten im Bandscheibenfach oder bei Fehlstellungen der Wirbelsäule.

 

Dabei wird nach der Eröffnung des Bauches am Bauchfell selbst vorbei präpariert, um dieses und die darin liegenden Eingeweide zu schonen. Auf der Wirbelsäule liegende Gefäße und Nerven werden vorsichtig zur Seite geschoben. Danach kann das Bandscheibenfach ausgeräumt, ein vorhandenes Implantat entfernt und ein neuer Ersatz der Bandscheibe aus Kunststoff oder Titan (sogenannter Cage) eingesetzt werden.

 

Ziel auch dieser Operation: die komplette Durchknöcherung (Ossifikation) des Bandscheibenraumes. Deshalb wird in den Cage Knochenmatrix eingeführt zum besseren Verschmelzen der Wirbelkörper.

Tumortherapie

In Kooperation mit der Medizinischen Klinik, der Geriatrie, der Urologie, der Gynäkologie sowie der Schmerztherapie erfolgt die konservative und operative Therapie von Tumorleiden der Wirbelsäule. Bei der neoadjuvanten Therapie arbeiten wir sehr eng mit der Onkologischen Schwerpunktpraxis (OPS) Meyer / Ammon zusammen. In näherer Zukunft erfolgt die Verstärkung der Infrastruktur zur schnelleren und effizienteren Patientenbehandlung durch eine zusätzliche Strahlentherapie am Standort Neu-Mariahilf.

 

Die operative Therapie umfasst sowohl die Tumorreduktion, reduzierende und stabilisierende Verfahren inklusive kyphoplastischer Metastasenablation sowie das gesamte Spektrum der Wirbelkörperersatzverfahren.

Wirbelkörperfrakturen

Wirbelkörperfrakturen sind meist Folge von Stürzen oder Unfällen. Außerdem fördern Osteoporose und andere Erkrankungen des Skelettes den Bruch von einzelnen oder mehreren Wirbelkörpern.

 

Symptome

Gebrochene Wirbelkörper verursachen, wie jeder andere gebrochene Knochen, starke Schmerzen. Der Rücken kann bei frischen Frakturen meist gar nicht belastet werden und die Patientinnen und Patienten müssen im Bett bleiben. Gerade bei älteren Menschen, die wegen geringerer Knochendichte und erhöhtem Sturzrisiko vermehrt Brüche erleiden, sollte die Dauer des Bettaufenthaltes möglichst kurz bleiben.

 

Therapie

Eine Wirbelkörperfraktur muss oft operativ versorgt werden. Denn das bloße natürliche Verheilen sorgt in vielen Fällen für weitere Deckplatteneinbrüche und schwere Verformungen der Wirbelsäule. Selten können auch knöcherne Fragmente die Nerven einengen. Je nach Grad und Schwere der Fraktur gibt es verschiedene Verfahren:

 

  • Kyphoplastie
  • perkutane Stabilisierung
  • Wirbelkörperersatz
Die Kyphoplastie

Die Kyphoplastie ist die häufigste Methode. Dabei wird über kleine Schnitte am Rücken eine Kanüle in den Wirbelköper eingeführt. Danach wird ein Ballon über die Kanüle in den gebrochenen Wirbel eingeführt und mit Kontrastmittel gefüllt. Dadurch wird der eingebrochene Wirbel wieder in seine ursprüngliche Form aufgerichtet. In den entstandenen Hohlraum kann jetzt nach Entfernung des Ballons ein Knochenzement gegossen werden. Durch dieses Verfahren kann eine sofortige Stabilisierung des Wirbelkörpers in optimaler Position erreicht werden. Während der Operation wird die Verfüllung des Wirbelkörpers radiologisch kontrolliert.

Die perkutane Stabilisierung

Die perkutane Versorgung (per cutis = durch die Haut) beschreibt die Stabilisierung des gebrochenen Wirbelkörpers über kleine Hautschnitte. Bei diesem minimal invasiven Verfahren wird ein Schrauben-Stab-System über vier kleine Einschnitte eingeführt. Es werden jeweils zwei Schrauben ober- und unterhalb des betroffenen Wirbels installiert und mit Stäben verbunden. Die Belastung wird dadurch vom frakturierten Wirbel genommen und er kann in Ruhe ausheilen. Der Wirbel wird in seiner ursprünglichen Form gehalten. Ungewünschte Verformungen oder Instabilitäten werden somit verhindert. Das Fixationssystem kann nach etwa neun Monaten wieder entfernt werden.

Der Wirbelkörperersatz

Der Wirbelkörperersatz erlaubt es, einen Wirbelkörper vollständig auszutauschen. Gründe hierfür können schwerste Berstungsfrakturen von Wirbeln, sehr weit fortgeschrittene Stenosen vor allem an der Halswirbelsäule oder Tumoren der Wirbelkörper sein.

 

Operation

Bei dieser Operation muss das Implantat von vorne – den Bauchraum, Brustkorb oder der vorderen Halsseite – eingesetzt werden, da von hinten das Rückenmark vor dem Wirbelkörper liegt. Der betroffene Wirbelkörper wird teilweise oder vollständig entfernt. Danach wird der neue Wirbelkörper implantiert. Dieser lässt sich als aufspreizbarer Sockel oder Titangitterkäfig beschreiben. Er wird mit der Knochenmasse der Patientin bzw. des Patienten befüllt. Zusätzlich zu dieser Fixierung wird dieser von hinten mit einem Schrauben-Stab-System stabilisiert. Das betroffene Bewegungssegment wird dadurch stillgelegt. Wir verhindern, dass sich das Implantat verschiebt oder ausreißt. Die Patientin bzw. der Patient behält ihre bzw. seine gewohnte Belastbarkeit.

 

Nachsorge

Nach der Operation sind einige Tage Krankenhausaufenthalt notwendig. Da die Implantate gut einheilen müssen, ist es entscheidend, dass die Patientin bzw. der Patient von Physiotherapeutinnen und -therapeuten lernt, wie er den Rücken schonend bewegen kann.

Interdisziplinäre Behandlungspartner

Ein großer Vorteil im Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende: die kurzen Wege. Mitunter kann eine Computertomographie (CT) noch am Tag der Sprechstunde gemacht werden. In unserem angeschlossenen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) wird dreimal wöchentlich (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag) eine Wirbelsäulensprechstunde angeboten. Sie dient der ambulanten Nachsorge, der Indikationsstellung für die operative Versorgung rückenkranker Patientinnen und Patienten und der konservativen Behandlungen von Wirbelsäulenerkrankungen.

 

In den letzten Jahren hat sich die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Orthopädie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Physiotherapie, Schmerztherapie, Anästhesie und interventionell tätigen Radiologinnen und Radiologen bewährt.

 

Mit der Radiologie unter Herrn Prof. Engelke bieten wir eine umfassende Diagnostik und interventionelle Therapie an. Bedeutet: Ohne Operation und Messer kann eine Spritze wirbelsäulennah unter dem CT oder Röntgenapparat gesetzt werden. Diese Behandlung nimmt eine Mittelstellung zwischen operativer und konservativer Behandlung ein.

 

Eine weitere wichtige Kooperation besteht auch mit der Abteilung für spezielle Schmerztherapie. Chefärztin des Fachbereichs Frau Dr. Kotzerke und ihr Team unterstützen uns bei der medikamentösen Behandlung akuter Schmerzsyndrome. Die Abteilung bietet Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen eine multimodale Schmerztherapie.

 

Dies ist nur ein Teil der hauseigenen Abteilungen, die in unsere Strukturen eingebunden sind. Auch unsere Pflegekräfte auf den Stationen erhalten spezielle Schulungen.

Externe Kooperationspartner

Eine weitere Kooperation besteht mit der Orthopädischen Klinik in Hessisch Lichtenau. Bei Patientinnen und Patienten, die u.a. aufgrund von Tumoren und Unfällen Querschnittsprobleme entwickeln, erfolgt die Nachbehandlung und Rehabilitation im Querschnittszentrum in Hessisch Lichtenau. Dieses Zentrum ist darauf geschult, Patientinnen und Patienten zu versorgen, die eine spezielle neurologische Rehabilitation benötigen und somit nicht in einer rein orthopädischen Rehaklinik untergebracht werden können.

Das Team

Ärztliches Team

 

Dr. Ralf Müller-Issberner

Chefarzt

 

Dr. Sebastian Hoppe

Zentrumsleiter Wirbelsäulenchirurgie

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie (Master-Zertifikat), spezielle orthopädische Chirurgie

 

Dr. Christian Reparon

Chefarzt mikrochirurgische Wirbelsäulenchirurgie, Facharzt für Neurochirurgie

 

Dr. Bernd Zimmerer

Chefarzt mikrochirurgische Wirbelsäulenchirurgie, Facharzt für Neurochirurgie

 

 

Pflegeteam

Für unsere eigene Wirbelsäulenstation mit 33 Betten ist eigens dafür geschultes Pflege- und Physiopersonal zuständig.

Kontakt, Sprechzeiten und Termine

Wirbelsäulenzentrum

Wir bieten vier Sprechstunden an, die so gefächert sind, dass wir dort Patientinnen und Patienten mit allen Wirbelsäulenproblemen und -erkrankungen behandeln. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

Kontakt Zuweiser